Fotografie

Das jüngste Medium, das ich mir künstlerisch aneignete war die Fotografie. Die präsentiere ich hier als erstes. Später soll dann meine Malerei auf Papier oder auf Leinwand und einige Skulpturen, die hier und da privat als auch öffentlich ausgestellt werden, folgen. Dann folgen meine Texte – ob als Wortbilder, als wissenschaftliche Essays oder Lyrik.
Irgendwann wusste ich, dass man schon alltäglich seinen Augen (und Ohren) nicht trauen kann. Irgendwann war ich sicher, dass Bildhaftes (innen und außen) übersehen wird; und dass viel von dem, was realistische Malerei (oder auch abstrakte Kunst) liefert, Floskeln sind. (Siehe dazu Einstein-Forum, Ausstellung: „Sehen ist was anderes
Das Auge einer preiswerten Kamera, wurde mein ständiger Begleiter und lieferte bald Beweise. Sinn auch meiner Fotografien ist, den Bezug zur Welt (und zu den möglicherweise an- oder abwesenden Göttern) zu verstärken, schon auch um massive Fluchtversuche aus entsprechenden Weltanschauungslügen zu ermöglichen.
Die Wahrheit ist, sowohl Kunst wie Fotografie sind längst Teil der Weltanschauungslüge. Unter anderem war Dada ein lauter hilfloser Protest gegen die Komplizenschaft von Kultur mit christlich-westlicher Gehirnwäsche.

Alltag

Auch ich will und kann häufig, im Allernächsten das Schöne und Ewige oder auch das Grässliche entdecken. Banal, alltäglich ist oft nur unsere Sichtweise auf die Wirklichkeit.
Alltag
Alltag

Beschlagene Fenster

Bewusstsein, Sprache, Kultur sind Schleier, wie Wasser oder Schnee auf Fensterglas. Wir verstehen die Wirklichkeit nur immer durch unsere Schleier hindurch. Das bewusst zu machen, trieb die optimistische Faszination zu dieser Fotoserie.
Beschlagene Fenster
Beschlagene Fenster

Wasserreflexe

Der Beginn meiner fotografischen Erkundungen von Wasserreflexen, die das bloße Auge selten sieht, geschah im Namen der Ignoranz der Maler, die an Stelle von echter Kenntnis der Reflexe im Wasser irgendetwas hinkrakeln. Das geschah in Tel Aviv. Dazu kam, dass am Strand ausschließlich Selfies und Sonnenuntergänge fotografiert wurden, und nicht jene auffälligen Spiegelungen der naheliegenden Hotels, die die Ansicht des Meeres ständig markieren und die ich „oprical pollution“ getauft habe. Die Tel Aviv Serie ist mir einst samt Textkatalog vom Spanisch-Israelischen Kulturinstitut abgekauft ist dann aber nie ausgestellt worden.
Kürzlich habe ich neue Fotos von Wasserreflexen im Einstein Forum Potsdam ausgestellt.
Wasserreflexe
Wasserreflexe

Tai Chi des Schattens

Wäsche oder nacktes Fleisch: Ich habe alles fotografisch probiert. Und dabei festgestellt: alles lenkt vom Eigentlichen, von der Energie, von der Bewegung und von der Universalität ab - außer dem Schatten. Dass bisher keiner dahinter kam...?
Tai Chi des Schattens

Kaktusfeige

Diese Kaktuspflanze kam ursprünglich aus Mexiko und gehörte zu einer präkolumbianischen Göttin. Vieles bleibt zu ihr zu sagen, an ihr zu bewundern. Sie besiedelt unter dem falschen aber ehrenvollen Namen „Feige“ das Mittelmeer (Engländer nennen sie Birne, "prickly pear").
Kaktusfeige

Neues Werben für die Kunst

Ich hatte eine Serie von auf der Spitze stehenden Dreiecken gemalt. Dreiecke die auf ihrer Basis (ab) stehen symbolisieren die Hierarchie. Dreiecke haben (geile) Schenkel. Dreiecke, die auf ihrer Spitze (c) stehen, symbolisieren weltweit den Venushügel. Das gab Anstoß zu einer Werbung für das Gemalte durch schöne nackte Körper.
Dreieck
Dreieck

Cezannes Spur

Ein Wachturm schaut von einem Berg Mesa Roldán (Provinz Almería, spanisch Andalusien) aus seit dem 18. Jahrhundert übers Mittelmeer. Turm und Berg sind äußerst lichtsensibel. So erscheinen sie, wie der gemalte Mont Sainte Victoire bei Cezanne immer anders. Auch in Fragen der Identität der Dinge kommt es eben auch immer darauf an, in welchem Lichte die Dinge stehen oder man sie sieht. (etwa 50 Fotos).
Cezannes Spur
Cezannes Spur

Fahrradleichen

Geplünderte Fahrräder erinnern wenigstens mich sofort an Krieg, an Mord. Manchmal kann eine Fahrradleiche, geheimen Gesetzen der Ästhetik folgend und als Produkt des kalten (scheinbar friedlichen) Bürgerkrieges, der unser Leben bestimmt, nachhaltiger und eindringlicher auf uns wirken,als ein totes Kind aus dem direkten Kriegs- oder Flüchtlingsgebiet.
Fahrradleichen
Fahrradleichen

Brandenburger Tor

Ich habe jahrelang über das Brandenburger Tor geforscht und geschrieben. Das Brandenburger Tor ist an sich für mich „Das Tor an sich“ geworden. Durch es gelange ich heute grundsätzlich in alle Richtungen und Diskurse, die ich beschreiten will.
Am spannendsten sind 32 Reliefs, die angeblich von einer altgriechischen mythologischen Hochzeit und dem folgenden Krieg berichten. Der Mythos, auf den beiden wichtigsten griechischen Tempeln Parthenon der Athener Akropolis und Zeus-Tempel von Olympia abgebildet, erzählt von einer Hochzeit, in der ein Kampf zwischen den „guten“ Lapithen und „bösen“ Kentauren ausbrach.
Nun, um es kurz zu machen: Die in der Antike dargestellten Frauen, die die Kentauren zu besitzen suchen, aus dem Brandenburger Tor verschwunden. Dafür sehen wir Liebesszenen zwischen männlichen Lapithen und männlichen Kentauren. Und wir sehen, mit dem Mythos nicht zu vereinbarende: schöne Kentauren.
Die Kunstgeschichte muss sowohl hier wie als Ganzes in die Revision. „Das Tor“ führt uns in jede Menge gängige kunsthistorische Verdrehungen – im Dienst der Spießigkeit.

Brandenburger Tor
Brandenburger Tor

Kentaurinnen

Bei meiner Durchforstung der Betrügereien professioneller Kunsthistoriker im Zusammenhang mit dem Brandenburger Tor machte ich einen sensationellen Fund. Kentauren waren –mit der über alles seltsamen Ausnahme Chiron- im alten Griechenland ein vielleicht noch gewichtigeres Feindbild wie Titanen oder Amazonen.

Der griechische Ursprungsmythos der Kentauren ist vollkommen anders, sublim, trickreich, als der kretische Mythos des Minotaurus, dessen Vater, als weißer Stier, die Prinzessin in einer Holzkuh penetriert und schwängert. Dafür gibt es in einer Skulptur eines Tempels von Kajurao (Indien) die Abbildung einer Stute, die von einem Menschen penetriert, womöglich einen Kentauren gebären 

wird.
 

Im alten Griechenland waren Kentauren derart programmiert, dass sie ob besoffen oder nüchtern Frauen bzw. Stuten unweigerlich vergewaltigen mussten, weil es ja Kentaurinnen keine gab.
Ich habe Kentaurinnen gemalt, wie später in unserer Abteilung Malerei gezeigt werden soll.
Die bis heute vom Feminismus übersehene, noch ungeschriebene Geschichte der Kentaurin, müsste diese kurz gesagt folgendermaßen zeigen:

  1. Als altindisch dämonische, vorgöttliche Figuration weiblicher Selbstbestimmung, den männlichen Kentauren schwesterlich inzestuös freiheitlich und ebenbürtig verbunden.
    Kentaurinnen
  2. Griechen (und Römer) leben mit Kentauren ohne Kentaurin. Statt weibliche Selbstbestimmung und Selbstgehörigkeit waren da Huren, Sklavinnen, Geliebte gefragt. Und Muttergöttinnen, die im klassischen Patriarchat ein Zehntausendstel Zeus/Jupiter wert sind.
    Kentaurinnen
  3. Doch taucht unvermutet plötzlich eine Figur der Art der Kentaurinnen im Legendenkreis um den Propheten Mohammed auf. Der Prophet erreicht auf dem Rücken der Kentaurin Al-Burak Jerusalem und sogar das Paradies. Die Kentaurin, wie jene Huris, die sich im muslimischen Paradies immer wieder in Jungfrauen verwandeln, zeugen wohl, wie die Jungfrau Maria im Christentum und die Scheschina im Judentum, von der nicht heilenden Wunde, die der Monotheismus schlägt, da er weibliche Gottheiten (und bis zu einem bestimmten Punkt sich selbst, formlos, namenlos, unsichtbar) für ewig unmöglich erklärt.
    Kentaurinnen
    Die monotheistische Zivilisation hat die Kentaurin, Vorbild selbstbestimmter weiblicher Sexualität seit den Griechen nicht einmal vermisst und sich mit Ersatzweiblichkeit abgefunden.
    Kentaurinnen
  4. In der christlichen Ikonographie taucht die Kentaurin dann, ähnlich wie die Sirenen, unbefangen als Hure bzw. als rechtloses Weib einer anderen, feindlichen Religion auf.
  5. Und schließlich das letzte Wunder dieser Geschichte. Walt Disney zeichnet 1940 in seinem Film Fantasia zum ersten Mal die seit 5000 Jahren verschwundene lebenslustige, barbusige Kentaurin, die mit Kentauren und Dionysos das Fest des Lebens feiert.
    Kentaurinnen

Ewige Rätsel

Last but not least stieß ich, dank eines angenehmen Körpers einer metamorphotisch besessenen Frau, allen Unkenrufen zum Trotz auf den überraschenden Sachverhalt, dass bei ausreichend leidenschaftlicher Gesamtwahrnehmung, Zeige- und Bewegungslust, wohl jeder weibliche Körper ohne viel Aufwand sein Geheimnis offenbart, unergründlich zu sein.
Gern würden wir weiteres, etwa auch das Grab von Karl Marx, derart paradiesisch verklären, wie hier das von Theodor Fontane.

Ewige Rätsel
Ewige Rätsel
Ewige Rätsel
Ewige Rätsel


Kinder wissen schon

1.
Un bello morir es arte pura,
lo que en general sólo conocen
hojas otonjales.
 

2.
In der Regel ist dem Herbstlaub nur
und dem ausnahmsweise schönes Sterben gegeben.
So ersteht, nicht die Schwester eigentlich
reine Kunst, die es anderswie nie gibt.
 

3.
Kinder wissen es: schönes Sterben schaffen nur Blätter im Herbst.
Dabei ereignet sich zwecklose, reine Kunst.
Zwei Jahre braucht der Moder. Das ist alles vergessen.
Kein heldenhafter Tod ist so absolut rein.


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